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Bildungsaktivismus

Meine Gedanken zum Bildungssystem ​im Großen und zu Schule im Kleinen – ​zu Bildung und Lernen.


Manchmal auch zur Gesellschaft im ​Allgemeinen. Inspiration – damit sich ​etwas ändert.


30. November 2023

Selbstreguliertes Lernen fördern


Selbstreguliertes Lernen ist so etwas wie Freestyle-Surfen des Lernens. Hier bestimmt jede:r ​Lernende selbst, was, wie und wann er:sie lernt, ganz nach Motivation. Es geht darum, selbstständig ​Maßnahmen zu ergreifen - sei es durch Denken, Selbstreflexion, Motivation oder ​Verhaltensänderungen - und den Lernfortschritt eigenhändig im Auge zu behalten. Ganz nach dem ​Motto: Lern-Regie, Action!


Damit ist selbstreguliertes Lernen eine wichtige Kompetenz für nachhaltige Bildung. Aber wie kann ​ich als Lehrer:in diese Kompetenz fördern?


Indem ich Schüler:innen dabei begleite, Folgendes zu tun:

  • Ziele selbstständig setzen und im Auge behalten
  • Ergebnisse bewerten, auch basierend auf den angewendeten Strategien
  • Erkenntnisse bei kommendem Lernen anwenden


Ziele selbstständig setzen und im Auge behalten - Lernzeit planen


Mit eigenen Planung- und Reflexionskarten können die Schüler:innen spielend ​leicht die eigenen Ziele planen und im Auge behalten. Danach dienen die ​Kärtchen auch als Start in Reflexionsgespräche, ob für Gruppengespräche oder ​individuelle Feedbackrunden. Mein Highlight: Diese Kärtchen pushen auch die ​Selbstwirksamkeit - vom To-do zum Ta-da!


An deiner Schule gibt es Lernzeiten, also bestimmte Unterrichtsblöcke, in denen ​individuell an Material gearbeitet wird? Perfekt, hier lässt sich selbstreguliertes ​Lernen ganz wunderbar fördern!


Deine Schule hat keine Lernzeiten? Kein Problem, plane in deiner nächsten Reihe ​ein paar Stunden zum individuellen Arbeiten ein! (Was daran noch großartig ist? ​Dazu gibt’s bald einen weiteren Beitrag.)


Ergebnisse bewerten - Erkenntnisse nutzbar machen


Nach der Klausur ruft der Reflexionsbogen die Schüler:innen dazu auf, in sich zu gehen und zu ​überlegen, wie es gelaufen ist.


Dabei lenkt er den Blick nicht nur auf die Prüfung selbst, sondern er schärft auch das ​Problemlösekompetenz und - die Selbstwirksamkeit:

Was könnte ich anders machen?

Welche Möglichkeiten habe ich?


Dieses Notiz kann sicher verwahrt und bei der nächsten Vorbereitung genutzt werden - genau dann, ​wenn Schüler:innen oft nicht wissen, wo sie ansetzen sollen. Übrigens stammt diese Idee aus einem ​Insta-Live von Prof. Dr. Ferdi Stebner (@ferdistebner) und Caroline von St. Ange ​(@learnlearning.withcaroline) - ihr findet es hier: Was ist selbstreguliertes Lernen und was ist es ​nicht?


Nutzt du Methoden, um selbstreguliertes Lernen zu fördern? Ich bin gespannt, was du für Ideen hast!

21. November 2023

Schreibzeit - Kreatives Schreiben


Schüler:innen als Autor:innen - sie schreiben Geschichten und am Ende wird aus ihren ​Lieblingsgeschichten ein ganzes eigenes Buch.


Angelehnt an das Konzept der Schreibzeit von Beate Leßmann habe ich in meiner Lerngruppe ein ​Autor:innenbüro eröffnet:

Hier haben die Schüler:innen die Freiheit und Zeit, ihre ganz individuellen Geschichten zu Papier zu ​bringen. Beim kreativen Schreiben helfen sie sich gegenseitig und tauschen sich über ihre Ideen aus.


Auf Ideensuche

Schüler:innen kommen meist schon mit spannenden Ideen im Gepäck ins Autor:innenbüro. ​Manchmal wird auch im Team gebrainstormt, manchmal wird einfach drauf los geschrieben. Und ​dann gibt es da noch eine goldene, funkelnde Kiste voller Gegenstände, die die Fantasie anfeuern und ​als Inspiration dienen dürfen.


Schreiben und austauschen

In eigenen Geschichten-Heften wird fleißig geschrieben. Wenn sie bereit sind, wird untereinander ​ausgetauscht. Dazu gibt es Gesprächsanlässe, die ihnen helfen, sich zu orientieren:

Was hat mir an der Geschichte besonders gefallen? Gibt es noch offene Fragen? Welche Tipps kann ​ich geben?


Die Schüler:innen entscheiden selbst, mit wem sie sich austauschen und welche Ideen sie umsetzen ​möchten.

Wichtigste Regel: Du bist Chef:in deiner Geschichte!


Präsentieren und überarbeiten

Die Geschichten werden immer wieder überarbeitet und angepasst. Am Ende des Schuljahres darf ​jede:r Schüler:in eine Geschichte einreichen. Sie wird zuerst selbstständig bearbeitet und dann mit ​Lupen (die zu Sonnen werden - Fehler sind Helfer!) durchgekämmt, wie beim Lektorat in einem ​echten Buchverlag.


Der letzte Schliff

Auch das Layout liegt in den Händen der Schüler:innen. Hier können sie ganz wunderbar über das ​Zusammenspiel von Form und Inhalt literarischer Werke beraten!


Ich freue mich jetzt schon riesig auf dieses Buch!


30. März 2023

Education is activism


... oder: Wie ich zum Namen kam.


„Unterricht findet nicht nur auf der Wissensebene statt" - und selbst Wissen ist nie neutral. Wie wir ​unterrichten, was wir unterrichten, hat einen großen Einfluss auf unsere Schüler:innen. Die Auswahl ​unserer Inhalte repräsentiert - oder eben nicht. Unsere gewählten Worte schätzen wert und stärken - ​oder eben nicht.

Natürlich nicht ja-nein, schlecht-gut - sondern auch alles dazwischen. Aber nie neutral.


Die Erlebnisse der Schülerinnen in der Schule formen ihr Selbstbewusstsein und Selbstbild. Es sind ​nicht nur die bewussten Entscheidungen bei der Materialauswahl oder die sorgfältig gewählten ​Worte. Selbst das vermeintlich „neutrale" Schulbuch, die Namen in Texten und die Menschen auf den ​Fotos prägen eine bestimmte Sicht.


Unser Umgang mit Fehlern, unsere Wortwahl beim Gespräch, beim Sprechen über Lernen, unser ​Umgang mit Noten, Bewertung und Leistung und so vieles mehr...


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Wir unterrichten also immer auch erziehend (eine alte Erkenntnis in der Bildungswissenschaft). In ​unserem Unterricht spiegeln wir gegenwärtige Strukturen wider oder hinterfragen sie kritisch.


Und damit sind wir beim Namen des Accounts: eduvism - education is activism.


Denn wir als Pädagog:innen haben die Möglichkeit, zu entscheiden, wofür und für welche ​Überzeugungen wir unterrichten. Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Ansatz für Unterricht und ​Schule mehr Beachtung finden sollte. Daher werde ich das in Zukunft hier auf meinem Account ​umsetzen:


Ich werde Unterricht für eine nachhaltige und diskriminierungskritische Bildung zeigen, Perspektiven ​erweitern, Ansätze und Ideen teilen. Und natürlich werde ich auch andere Menschen zu Wort ​kommen lassen, um echte Perspektiven abzubilden.


Schön, dass du hier bist!

2. Dezember 2022

Ich wünsche mir ...


Eine klassische Frage im Examens-Kolloquium: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie ​verändern?


Während meiner Examensvorbereitung habe ich mir diese Frage gestellt und viele Ideen notiert. ​Meine (realistischen) Top 3:



Lasst uns endlich Diskriminierung anerkennen!

Ein erster Schritt, um unsere -ismen (wie Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Adultismus, ​Ageismus, Ableismus ...) verlernen können!



Schule als echter Lernraum für alle!

Fehler als Helfer für eine wertschätzende Fehlerkultur - Fehler als positive ​Entwicklungsmöglichkeiten. Sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen sind LERNER:INNEN - durch ​konstruktives Feedback kann jeder Einzelne wachsen.



Schluss mit dem angeblichen Leistungsprinzip!

Es behauptet, dass schon 7-jährige Schüler ganz alleine für ihre Leistung verantwortlich sind - und ​ignoriert bei der Selektion jegliche Privilegien. Anerkennung und Chancen sollten nicht auf Leistung ​basieren. Schule sollte ein Ort des Lernens sein - mit Wertschätzung und individuellem Feedback.



Wenn du drei Wünsche frei hättest - was würdest du dir wünschen? Teile deine Gedanken gerne mit ​mir auf Instagram.

ich wünsche mir ...

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Anerkennung von Diskriminierungen

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Schule als echten Lernraum, für alle

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„Leistungsprinzip“

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23. August 2022

Keine Lyrik ist auch keine Lösung


Für Lyrik, für Sprachkunst begeistern. Ästhetik spüren. Irritation wahrnehmen, aushalten - ganz ​losgelöst von den Vorurteilen, Sorgen und Abneigungen der Schüler:innen.


Jetzt schon zum zweiten Mal habe ich (inspiriert von @teacherofcolor_) einen Sitzkreis gestaltet und ​meine Lyrik-Sammlung in die Mitte gelegt. Die Schüler:innen waren begeistert von dieser „neuen" ​Sitzordnung und erstaunt über die Vielzahl meiner Bücher. Die Schüler:innen vertieften sich sofort in ​eine Phase des stillen Lesens. Die Atmosphäre war entspannt und dennoch vibrierend:


Jede:r entdeckte etwas für sich, war irgendwie berührt und fasziniert, fand sich selbst wieder. Alle ​blätterten, zeigten einander „ihre" Funde. Alle fotografierten Seiten und Bücher, die sie interessierten - ​alle.


Ab und zu habe ich kleine Impulse gegeben, Gespräche geführt, Gedanken ausgetauscht. Die Zeit ​verging viel zu schnell.


Und dann haben wir haben uns über unsere bisherigen Gedanken zu Lyrik ausgetauscht und wie es ​letztendlich war - einfach grandios!


„Ich habe so etwas noch nie gemacht. Lyrik gelesen. Das ist ganz anders, als ich dachte!"

„Bei Lyrik ist alles so komprimiert!"

„Frau P., das Lesen löst in einem genau das aus, was da steht!"

„Ich hätte nicht gedacht, dass Gedichte so sein können."

„Das finde ich irgendwie toll und ich habe direkt Bilder im Kopf."

„Bei manchen Gedichten habe ich nicht verstanden, was da steht.

Und bei anderen konnte ich mich richtig wiederfinden!"

„Die Worte lösen irgendwie im Kopf noch viel mehr Worte und Gedanken aus."

„Ich glaube, hiermit können wir alle relaten.”

„Dass damals einer so etwas geschrieben hat”


Beim ersten Mal - EF - sind wir danach in den Wald gegangen (es ging weiter mit „Naturlyrik"), haben ​die Augen geschlossen, gehört, geatmet, gerochen, gefühlt, geschmeckt und dann geschaut - aber ​das ist eine andere Geschichte.


Diesmal geht es ums „unterwegs sein" (Q1) und wir schauen uns Hilde Domins „take a trip" an - ganz ​im Sinne dieser Stunde. Hach. So viel Glücksgefühl.